Etappe 4: Und nur die Reifen sind platt ...

Strasbourg - Mulhouse: 160 km / 640 hm

Nach einer ruhigen Nacht in der Auberge de Jeunesse HI 2 Rives begannen wir unsere Etappe mit einer Besichtigungstour durch Strasbourg. Unser Weg führte uns am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte vorbei. Hier erinnert die Architektur an das juristische Symbol einer Waage. Am Europaparlament wurden wir von den beeindruckten Wachleuten durch die Sicherheitsschleusen gelassen, um vor der Flaggenallee am Eingang des nach Louise Weiss benannten Gebäudes ein Erinnerungsbild machen zu können.


Der Kontrast zwischen der modernen Architektur und der ehemaligen Arbeitersiedlung direkt daneben erweckte unsere Aufmerksamkeit. 

Bei guter Stimmung machten wir noch ein Foto vor dem Straßburger Münster. Hier drängten sich manche Touristen in unser Gruppenbild. Ob sie auch gerne die nächsten 150 Kilometer mit uns geradelt wären?

Kurz nachdem wir den Innenstadtbereich verlassen hatten, änderte sich die Szenerie. Nach dem Innenstadtgewirr war es eine Wohltat, nun den von Pappelalleen gesäumten Canal du Rhône au Rhin zu folgen. Nun zahlten sich die Trainingseinheiten aus: Im Windschatten unserer Vorderleute spulten wir Kilometer um Kilometer ab, manche fuhren sogar im Belgischen Kreisel.

Als diese schöne Tour für eine unserer Mitstreiterinnen jäh durch den Pannenteufel eingeholt wurde, konnten wir uns auf die Hilfe eines unserer Engel in den Begleitfahrzeugen verlassen.

 

Am Wegesrand trübten zahlreiche Bunker, Zeugen der feindseligen Vergangenheit zwischen Deutschland und Frankreich, diese Idylle.


Zu unserer Rechten konnten wir schon von Weitem die Vogesen bewundern. Nach 80 km erwartete uns schon unser Begleitteam in Ostheim im Schatten einer Platane am Ufer der Fecht. 

Nach Herzenslust stärkten wir uns mit Baguette, Käse, Schinken und frischem Obst.


Durch das malerische Örtchen Riquewihr ...


... radelten wir auf den Spuren der Tour de France in den Weinbergen Richtung Kaysersberg, dem Geburtsort Albert Schweitzers. Nach einem kurzen Stopp am Albert-Schweitzer-Museum gönnten wir uns eine Kaffeepause, ...



... bevor wir die restlichen 50 Kilometer vom Rückenwind getragen durch die herrlichen Weinberge des Elsass förmlich flogen – und das alles noch bei strahlendem Sonnenschein!

Bei unserer Ankunft am Etappenziel in Mulhouse wurde unsere Freude über diese gelungene Tagesetappe nur noch durch das freudestrahlende Gesicht unserer vom Pannenteufel heimgesuchten Mitradlerin übertroffen. Hatte sie doch das bei ihrem Defekt ruinierte Schaltauge in einem Radgeschäft in Colmar gefunden. Ein Teilchen, von dessen Existenz sie vor der Abfahrt bestimmt noch nichts gewusst hatte ;)

In der lauen Sommernacht nahmen wir unser Abendessen bei fröhlichem Beisammensein im Freien ein und stimmten uns schon auf die nächste Etappe ein.

Datum: 15.7.2019, Jonathan Grauer, Ina Wetzel