9. Etappe Banize - Limoges

88km /1300hm

Nach einer sehr ruhigen Nacht in der Herberge im beschaulichen Banize starteten wir mit Elan unsere vorletzte Etappe. Wir verabschiedeten uns noch von dem Kümmerer der Herberge und dem Nachbarn, die sich über unsern Aufenthalt sehr gefreut haben und uns baten, ihnen Bilder von unserer Gruppe zu schicken.

Die vermeintlich leichte, weil mit 88 Kilometern kurze, Strecke erwies sich als anspruchsvoller als ursprünglich gedacht. Auf kleinsten Landstraßen ging es ständig auf und ab, sodass wir schon nach wenigen Kilometern merkten, dass wir uns heute unsere Kräfte einteilen müssen würden. 

 

Belohnt wurden wir für unsere Mühen mit wunderbaren Ausblicken und dem Bewusstsein, das tiefste Frankreich im wahrsten Sinne des Wortes erfahren zu können. Dabei gewannen wir einen guten Eindruck davon, wie dünn  Frankreich teilweise besiedelt ist. 

In Monteil-au-Vicomte besichtigten wir die Überreste der Burg aus dem 12. Jahrhundert, die nach der Französischen Revolution von den Einwohnern als Steinbruch genutzt wurde.

Bei Augerolles besichtigten wir Les Champs de Pierres, einen Lehrpfad auf dem wir sahen, wie Granit in Handarbeit aus dem Stein gebrochen wurde. Ein kurzer Spaziergang zu dem Cascades d’Augerolles war eine willkommene Abwechslung zur aufkommenden Hitze und zum alltäglichen Pedalieren.


In Saint-Moreil legten wir spontan von der zum Innehalten einladenden Landschaft eine Ruhepause ein, die wir zum Meditieren nutzten. Selbst für ein „Stilleben am Baum“ fanden wir noch genügend Zeit. 

Offensichtlich war der Pannenteufel nun ein festes Teammitglied, gab er uns doch kurz vor der Mittagspause eine weitere Gelegenheit, uns im Reparieren eines Plattfußes zu üben. Zu unserer Freude trafen wir schon wenig später bei Auriat einen ersten Radfreund aus Panazol, einem Vorort von Limoges, zu dessen Radsportverein „Panazol Loisirs“ seit der Friedensfahrt nach Oradour im Jahre 2015 gute Kontakte bestehen.


Nach und nach trafen wir auf weitere Radfreunde aus Panazol, die uns bis zur Mittagspause begleiteten und dort mit uns picknickten.


Unsere Begleitengel hatten einen wunderschönen Rastplatz auf einem Bauernhof für uns gefunden, wo wir uns mit den Radfreunden neben einem großen Teich stärken konnten. Außerdem hatten wir noch einen unerwarteten Gast: eine neugierig-frechen Katze, die vehement versuchte, an unserer Mahlzeit teilzuhaben.


In Saint-Leonard-de-Noblat hielt die erste Gruppe an der dem heiligen Leonhard gewidmeten Kirche, bewunderte deren romanische Architektur und probierte die atemberaubende Akustik in der Taufkapelle aus.

Für die letzten Anstiege mobilisierten wir erneut unsere Kräfte und erreichten nach weiteren 20 Kilometern unser Etappenziel, wo wir auf die Spuren der Tour de France von vor zwei Jahren trafen. Nachdem die Vienne überquert und die Ziellinie der o.g. Etappe in Sichtweite war, vergaßen manche von uns die Anstrengungen der vergangenen Tage und ließen sich zu einem fulminanten Schlusssprint hinreißen. 

Die letzten paar hundert Meter rollten wir locker zu unserer heutigen Unterkunft, einem Hotel der Ibis-Kette, in direkter Nachbarschaft des für seine besondere Architektur weithin bekannten „Gare des Bénédictins“. 

Unser besonderer Dank gilt den überaus freundlichen Hotelangestellten, die es uns gestatteten, unsere stark verschwitzen Radklamotten in der hoteleigenen Großwaschmaschine in ihren ursprünglichen Farben wieder erstrahlen zu lassen.

 

 

 

Bis zum Abendessen konnten wir uns von den Anstrengungen der letzten Tage erholen. Manche machten ein Nickerchen, andere erkundeten die Umgebung und schossen ein paar Bilder.

Den Abend ließen wir mit einem gemeinsamen „Bankett“ ausklingen. 

Manche hatten das Glück, bei einem Verdauungsspaziergang eine Licht- und Toninstallation zu einem der berühmtesten Söhne von Limoges, Auguste Renoir, zu erleben.

Jonathan Grauer, Ina Wetzel 21.07.2019